
07.04.2025
Heute vor einer Woche habe ich meinen Job gekündigt. Mit dieser Entscheidung habe ich lange gerungen. Eigentlich immer. Es gab schöne Momente in meinem Job, auf jeden Fall, aber ich glaube, ich habe mich jeden Monat einmal gefragt, ob ich auf dem richtigen Weg bin.
Heute, eine Woche nach meiner Kündigung, kann ich sagen, ja, es war die absolut richtige Entscheidung, keine Zweifel in mir. Allerdings hat diese Situation ganz viel mit mir gemacht, im Herz und im Kopf. Ich habe alles aufgegeben, von dem ich dachte, es sei wichtig für mein Leben und ich brauche es. Die finanzielle Sicherheit, ganz großes Thema für mich. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe Menschen, für mich als Eigenbrötlerin immer wieder ein Thema. Die Anerkennung in der Gesellschaft...ja, tatsächlich war mir das mal wichtig ( wie das so ist mit Glaubenssätzen aus Kindertagen). Aber an irgendeinem Punkt muss eine Entscheidung getroffen werden. Will ich meine Kreativität, mein Sehnen nach Zeit und was daraus entstehen kann, meine vielen kleinen und großen Ideen auf dem Altar der finanziellen Sicherheit (die es sowieso nicht gibt) opfern? Oder will ich nochmal etwas wagen, mich einlassen auf ein Leben, dass einfach aus sich heraus existiert im Vertrauen darauf, dass es gut wird? Ja!!! Denn meine Zeit ist begrenzt und ich habe nur dieses eine Leben.
Am Rande eines Burnouts habe ich also die Konsequenz gezogen. Und mein Körper hat sehr heftig reagiert, meine Nervensystem war hochgradig angespannt
und ist es immer noch, aber es wird langsam besser. Meine Muskeln vibrieren, ich hatte und habe das Gefühl, kaum noch Kraft zu haben, morgens werde ich seit 4 Wochen mit Kopfschmerzen wach.
Eigentlich möchte ich meine letzten Arbeitstage nicht mehr ableisten, der körperliche Druck in mir ist immer noch sehr hoch und ich kann den Lärm im Job kaum noch ertragen, meine Seele möchte zur
Ruhe kommen und heilen - Heilen im Sinne des Yoga, dass Körper und Seele wieder verbunden sind und ich in der Stille wieder zu mir finden kann und Verbundenheit statt Zerissenheit
fühle.
Heute ist Montag und ich muss diesen Arbeitstag rumkriegen...aber da ich um Kraft gebetet habe und in Teilen Gott oder Buddha meinen Platz angeboten habe, werde ich diese Tage überstehen, einen guten Weg finden, damit diese Tage erträglich werden.

01.01.2025
Heute ist also der erste Tag des neuen Jahres. Wenn ich einen Vorsatz hätte - ich habe aber grundsätzlich keine Vorsätze für ein neu beginnendes Jahr - also wenn ich Vorsätze hätte, dann diesen:
"Lerne möglichst viele Dinge NICHT zu tun." Oder vielleicht diese drei Wörter: "Vereinfache, vereinfache, vereinfache..."
Mein Leben vereinfachen...ist nicht einfach. Obwohl ich bereits viele Dinge losgelassen habe, und wirklich losgelassen habe, denn Loslassen ist ein oft jahrelanger Prozess, eigentlich ein Leben lang. Kindheit loslassen, Jugend loslassen, Unbeschwertheit loslassen, den Gedanken an die eigene Unsterberlichkeit loslassen, eigene Kinder loslassen, geliebte Menschen loslassen, Berufsleben loslassen, den Körper loslassen´, usw. Wir können nichts festhalten, nichts anhalten, nicht mitnehmen. Wir können nur sein, jetzt, in dieser Sekunde und heute an diesem ersten Tag des Jahres 2025...

11.12.2024
Was würde mir wirklich guttun? Diese Frage stand heute morgen auf meinem Adventkalender. Was würde mir wirklich guttun... die Frage kreist jetzt in meinem Kopf. Nicht, was meinem Ego guttun würde, sondern mir. Die Unterscheidung ist zuweilen schwierig.
Mein Ego kreist ebenfalls, allerdings anders als meine Seele. Mein Ego siehrt all die wunderbaren Möglichkeiten und die vielen Vorstellungen davon, wie mein Leben sein könnte. Ein bisschen davon, ein bisschen hiervon, alles könnte so oder so sein. Und wenn ich dies habe und das nicht habe, dann kann ich gut leben. Hmhm, das ist natürlich nicht so. Die Seele braucht was anderes. Meine Seele. Was tut ihr gut? Was tut mir gut? Wo fühle ich mich ganz wohl und ganz anwesend? Wo habe ich das Gefühl, ich bin eins mit allem um mich herum? Aber da brauche ich gar nicht so abstrackt werden. Ein Gefühl des Einssein wird oft betont, wenn es um Zufriedenheit oder gar Glück geht. Wie beschreibt man denn dieses Einssein? Zum Beispiel für jemanden, der nicht spirituell unterwegs und solchen Begriffen noch nicht begegnet ist.
Einssein kann sich darin ausdrücken, Zustände, die wir in unserem Alltag haben, einfach auszuhalten. Das können ja ganz banale Dinge sein. Im Straßenverkehr werde ich geschnitten, jemand hat mir die Vorfahrt genommen...jetzt kann ich mich ärgern und vor mich hinfluchen, wütend sein. Das ist schon mal viel Energie, die dabei verpufft. Ich kann auch im Auto sitzen, bemerken, dass mich gerade jemand geschnitten hat und meine aufsteigenden Emotionen bemerken. Ich muss diesen Emotion nicht nachgeben. Wenn ich es schaffen kann, mich zu beobachten und meine Gefühlswelt wahrzunehmen ohne diese aus zu agieren, dann bin schon einen ziemlich großen Schritt gegangen. Und die Energie bleibt bei mir. Ich nehme Wut und Zorn wahr und sage viellicht sogar "das mach mich anscheinend wütend", aber ich reagiere nicht entsprechend, lass mich von dieser Emotion nicht überrollen, bleibe tatsächlich bei mir. Das ist doch schon Einssein.
Und irgendwann bin ich in der Lage, meine Wut zu umarmen und diese Energie in Liebe zu verwandeln...
Tagesgedanken...
Es ist Oktober und mittlerweile kalt, zu kalt für meinen Geschmack. In mir ist oft so ein Gefühl von Abschied, und das hat nicht unbedingt mit der Jahreszeit zu tun. Ich hatte diese Momente auch im Hochsommer. Hängt es mit meinem Alter zusammen? Mit meinem Körper, der sich in den letzten Jahren langsam aber stetig verändert hat? Mit den Menschen um mich herum?.Meine Mutter zum Beispiel, die in diesem Jahr 85 geworden ist. Sie meistert ihren Alltag trotz einiger Einschränkungen ganz gut, genießt ihr Leben so gut sie kann - glaube ich. Wenn ich sie besuche,erzählt sie oft von ihren Bekannten und Freundinnen, die nun sehr krank sind oder gestorben sind. Sie ist in einer großen Familie aufgewachsen, sieben Kinder (alles Mädchen), einem Vater der selten daheim war; entweder war er im Krieg oder in Gefangenschaft und einer Mutter, die viel arbeiten musste um ihre Kinder und sich durchzubringen. Da blieb nicht viel Zeit für Nähe und Fürsorge, auf jeden Fall nicht in dieser Familie. Ich habe meine Oma als sehr distanziert und wenig liebevoll erlebt, als Kind mochte ich nicht bei den Großeltern sein. Vermutlich war das die Überlebensstrategie meiner Oma, nichts zu nah an sich ranlassen, eiserne Grenzen ziehen, in denen sie gut leben konnte, ohne von den eigenen Gefühlen überflutet zu werden. Meine Einschätzung - ob sie der Wahrheit entspricht? Keine Ahnung, meiner Wahrnehmung entspricht diese Einschätzung.
Meine Mutter war das lange Zeit das letzte Kind, zehn Jahre später kam noch ein Mädchen. Als meine Mutter - damals zehn Jahre alt - aus Angst und Sorge um die Mutter - fragte, warum ihr Bauch so dick sei, kassierte sie eine Ohrfeige und wurde vor die Tür geschickt. Ihre ältere Schwester klärte sie später über die Schwangerschaft auf.
Unsere Nachkriegs-Eltern hatten keinen einfachen Start ins Leben, alles war geprägt von Mangel. Mangel an Nahrung, Mangel an Sicherheit und Mangel an Zuwendung und Liebe. So ist meine Mutter auch ein innerlich distanzierter Mensch geworden, der Zugang zu den eigenen Gefühlen ist durch eiserne Grenzen versperrt.
Jetzt, im Alter, hat sie plötzlich mit einem Gefühl von Traurigkeit zu tun, dass sie nicht so richtig einordnen kann. Sie schaut alte Bilder ihrer Familie an oder Bilder vergangener Familienfeiern, als ihr Mann, meine lieber Vater, noch lebte und die Tränen kommen. Jetzt hat sie Zeit, diesen Dingen Raum zu geben, sie muss nur noch bedingt funktionieren für die Welt und so strömen viele Dinge auf sie ein und ihr Herz ist manchmal übervoll. Sie spürt den Mangel an Liebe, mit dem sie aufgewachsen ist, den hat sie immer schon gespürt. Bloß früher hat sie alles unterdrückt, alles mit Strenge zu sich selbst überdeckt, hat sich oft selbst abgewertet und sich schuldig gefühlt. Schuld war immer ein großes Thema für sie. Ich glaube heute, dass sie sich immer irgendwie schuldig gefühlt hat, sie wusste nur nicht, für was eigentlich.
Heute, mit 85 Jahren ist sie viel weicher geworden, sanfter zu sich selbst. Sie reflekitiert zwar nicht, was in ihr geschieht, aber das muss sie vielleicht auch nicht mehr. Wichtig ist - denke ich - dass sie freundlich sein kann zu sich und sehen kann, was sie alles noch gut macht und gut gemacht hat im Alter.
Was ein blöder Ausdruck denke ich gerade - im Alter! Was anderes fällt mir gerade nicht ein.
Wie auch immer, lange Zeit habe ich mich nicht gut mit meiner Mutter verstanden, konnte keine Verbindung mit ihr eingehen. Doch je älter ich werde, desto besser kann ich sie verstehen, ich kann sehen, dass sie aufgrund ihrer unschönen Erfahrungen ihr Leben gelebt hat. Ich sehe sie jetzt vor dem Hintergrund ihrer Familiengeschichte und oft schmerzt es mich, dass sie so aufgewachsen ist; sie wollte nur das, was wir alle so dringend brauchen: Liebe und Zuwendung. Ihre Mutter, meine Oma, hat dies ebenfalls gebraucht und so zieht sich dieser Faden durch unsere gesammte Geschichte. Auch durch meine. Karma? Kann sein, ich habe versucht, diesen Faden zu durchtrennen, ein anderes Leben zu leben als meine Mutter. Doch auch ich habe diesen Mangel in mir, er drückt sich nur anders aus und ich habe daran gearbeitet (und arbeite weiter daran) mir diese Dinge bewusst zu machen. Und die Richtung zu ändern. Das gelingt mir mal gut, mal nicht so gut. So ist das ganze Leben ein Lernprozess und ein stetes Gehen und Bewegen.
Heute kann ich gut mit meiner Mutter in Verbindung sein, manchmal dicht, dann spüre ich ihre Angst und ihren Schmerz überdeutlich. Und gebe diesem Schmerz behutsam Raum und teile es mit ihr - ebenso behutsam. Das bringt uns wieder ein Stück näher

07.10.2024
Montag, Start in die neue Woche. Habe ich Lust zu den Dingen, die heute vor mir liegen? Wie fühle ich mich heute an diesem Tag, der sich grau ankündigt? Wie immer, der Wunsch nach mehr freier Zeit in mir, raus aus den selbstauferlegten Grenzen und rein ins Wasser, abtauchen, schwerelos in die Stille gleiten, nichts hören, alles verlangsamt...bis sich der Alltag fix wieder vor mir aufbaut und mit all seinen Kleinigkeiten an mir zieht, da und dorthin.
Manchmal habe ich so helle Momente, während ich auf meiner Yogamatte sitze oder aus dem Fenster schaue. Letztens hatte ich einen solchen Moment. Mir wurde ganz deutlich klar, dass all das Leiden in dem Raum zwischen haben-wollen und nicht haben-wollen liegt. Im Streben nach Visionen von einem anderen Leben verliere ich mich oft zwischen den Möglichkeiten. Diese Zeit in der ich lebe, bietet eben auch unfassbar viele Ideen und mit einem Klick kann man sich neu erfinden. Aber mein Leben findet jetzt statt, nicht in einer neuen Vision, nicht in einer neuen Möglichkeit. Da sind Menschen in meinem Leben, die mir wichtig sind und die Zeit, die wir miteinander verbringen können, ist ebenfalls begerenzt. Während ich überlege, welche neuen Wege ich versuchen könnte und mir vorstelle, wie mein Leben dann aussehen könnte, plätschert der Rest meines Tages so vor sich hin, ohne das ich wirklich anwesend bin. KOmmt mir dabei jemand in die Quere oder erinnert mich daran, dass ich ja jetzt gerade ein Leben habe, bin ich genervt und an einigen Tagen rutsche ich in einen kleinen Abgrund und leide.
Nun ist es so, dass ich - vermutlich auf der Yogamatte - einen klaren Augenblick hatte und erkannt habe, dass ich leide, weil ich mich in diesem Raum zwischen so soll es sein und so soll es nicht sein aufhalte. In diesem luftleeren Raum, der keine Erde hat und dem ich keine Wurzeln ausbreiten und festigen kann. Also habe ich beschlossen, nicht mehr zu leiden und im Jetzt zu leben. Ich weiß, das klingt erstmal wie eine Worthülse oder ein lapidarer Kalenderspruch. Aber es ist genau so. Ich habe diesen Inhalt natürlich schon oft beim Buddha gelesen, bei Thich Nhat Hanh, bei vielen Yogis, bei Eckhart Tolle, Anselm Grün etc. und habe auch in meinem Unterricht davon erzählt, vom Leben im jetzigen Moment. Aber nie war mir die Aussage so klar, wie in jenem Moment auf der Matte. PLötzlich sah ich, wie wertvoll jede einzelne Sekunde ist und jeder Mensch, der sein Leben mit mir teilt. Und das jede vergangene Sekunde tatsächlich auch vergangen ist und das Leben jetzt gut ist und nicht erst, wenn diese oder jene Bedingung erfüllt ist. Annehmen was ist, war mir noch nie so klar wie jetzt. Hört sich immer noch ein bisschen wie eine Phrase an...ist es nicht. Ich versuche, dass zu leben, was aus mir rauskommt, ich versuche jeden Tag ein bisschen rauszufinden, wer ich eigentlich bin und was hinter dem ganzen haben-wollen steckt. Aber nur ein bisschen, damit ich mich auch darin nicht verliere.
Wie gehe ich also durch den heutigen Tag? Wohltemperiert und irgendwo in der Mitte, ohne Erwartungen und mit Blick auf die guten Momente. Mit Blick auf das was jetzt da ist und tatsächlich mit Dankbarkeit für das was jetzt da ist.
Viele scheinbar einfache Dinge wie das Leben im hier und jetzt sind - so glaube ich - ein ewiger Prozess, ein ewiges Lernen und Gehen mit dem Annehmen und Abgeben. Nicht einfach, aber immer lebenswert.